Zentralghana und im Südwesten, die Mole-Dagbani im Norden und Fokken die im Grenzgebiet zu Togo lebenden Ewe etwa dreiviertel der Bevölkerung stellen, wobei die Akan-Völker mit annähernd 50% dominieren. Die anderen Hauptgruppen umfassen die Ga-Adangbe, die im Großraum Accra und im Südosten leben, und die Guan, Gurma, Grusi und Mande-Busanga, die allesamt in den nördlichen Landesteilen anzutreffen sind. Die etwa 70 Sprachen gehören fast durchweg zum Sprachstamm des Niger-Kongo. Lediglich die tschadische Sprache Hausa zählt zum Sprachstamm des Afro Asiatischen. Hausa ist im unterentwickelten Norden und im Völkergemisch der sogenannten ‹Zongos› in Ballungszentren wie in Accra und Kumasi als Verkehrssprache weit verbreitet. Diese Stadtviertel sind Ziel und Zentrum ärmerer Schichten, zumeist muslimischer Migranten aus dem Norden und Zuwanderern aus den benachbarten Sahelstaaten. Entsprechend ist der Islam hier besonders stark vertreten, inmitten eines christlich dominierten Umfeldes, was selbst im relativ konfliktarmen Großraum Accra gelegentlich soziale Konflikte mit religiösen Untertönen hervorruft.
In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten blieben die nördlichen Regionen das politische und sozioökonomische Sorgenkind einer jeden Regierung. Armut, Abwanderung in den Süden, wachsendes Desinteresse der politischen Führung in Accra an der Entwicklung im Norden und Krisen in den Nachbarstaaten verschärften lokale Spannungen, die sich seit 1994 mehrmals entluden und beträchtliche, teils sogar schwerste Schäden anrichteten. Schon in den 1980er Jahren hatte es in dieser Region immer wieder räumlich und zeitlich begrenzte Konflikte um Eigentumsverhältnisse und Nutzungsrechte gegeben. Aber das Jahr 1994 hat das Selbstbewusstsein der Ghanaer schwer erschüttert und ihnen fast den Glauben genommen, ein friedliebendes, tolerantes Land zu sein. Denn das Ausmaß der Gewalt und Zerstörung hatte ein Maß erreicht, das schockierte, das aber von der Weltöffentlichkeit angesichts der Ereignisse in Somalia, Ruanda und Südafrika kaum wahrgenommen wurde.
Mehrere tausend Opfer, hunderte geschleifte Dörfer und mehrere zehntausend Flüchtlinge im eigenen Land waren das bittere Ergebnis einer Auseinandersetzung um Landnutzungsrechte und den Anspruch auf einen Paramount Chief für die Konkomba. Diese Ethnie hatte als einzige der größeren lokalen Ethnien keinen eigenen Paramount Chief und war zugleich auf Pachtüberlassungen angewiesen. Im Vorfeld der ersten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen der IV. Republik 1992 hatten Rawlings und seine Partei NDC versprochen, sich nach der Wahl dieses Themas im Sinne der Konkomba anzunehmen. Die zahlreichen Wählerstimmen waren gesichert und die Zusagen vergessen. So reichte ein normalerweise nichtiges Ereignis wie ein Streit auf einem Marktplatz im Nanumba-Distrikt im Januar 1994, aufgestauten Hass zu entladen und einen Flächenbrand zu erzeugen, der die Region mehrere Monate in Atem hielt.
Bei der Wahl Ende 2000, die das Ende der Rawlings-Ära einläutete, kam es in der Stadt Bawku in der Upper East Region zu schweren Ausschreitungen mit ethnischen Untertönen, nachdem die NPP, die Partei des späteren Siegers der Präsidentschaftswahlen Kufuor, dem NDC den Wahlkreis abgenommen hatte. Etwa 30 Menschen kamen ums Leben, mehrere Häuser wurden niedergebrannt und über Bawku schließlich eine mehrtägige nächtliche Ausgangssperre verhängt.
Die neue Regierung unter John Kufuor und seiner NPP sah sich 2002 einem schwelenden und teilweise blutigen ethnischen Konflikt innerhalb der Dagomba gegenüber. Erinnerungen an 1994 wurden wach. Anlass der Gewaltwelle war der Streit innerhalb der beiden wichtigsten Dagomba Clans Andani und Abudu über die Durchführung des alljährlichen Bugum-Festivals in Dagbon, nahe der Stadt Yendi, dem Königssitz. Dahinter verbargen sich interne Machtkämpfe um den Einfluss der beiden Clans, die abwechselnd den König in Dagbon stellten. Als der Konflikt im März offen ausbrach, saß ein Andani auf dem Thron der Dagomba. König Ya Naa Andani II und mehrere Dutzend seiner Anhänger wurden ermordet und sein Palast niedergebrannt, und die Welle der Gewalt breitete sich weiter aus.
Staatspräsident Kufuor rief in Dagbon den Notstand aus, der vom Parlament bestätigt und in der Folge immer wieder verlängert wurde. Damit verbunden war eine nächtliche Ausgangssperre, und das Festival wurde abgesagt. Der Konflikt schwelte weiter, denn die beiden Clans konnten sich weder auf die Beerdigung noch auf die Nachfolge einigen. Selbst der Versuch des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan, zu vermitteln, scheiterte. Erst ein Jahr später gelang es unter Vermittlung des Asantehene, den ermordeten König in einer provisorischen Ruhestätte zu begraben. Es dauerte aber bis zum Jahre 2006, bevor er in Yendi ein Staatsbegräbnis erhielt. Die Rotation wurde somit ausgesetzt, da der König keines natürlichen Todes gestorben war. Alle juristischen Versuche in den darauf folgenden Jahren, die Drahtzieher zur Rechenschaft zu ziehen, scheiterten letztlich an inkompetenten Sicherheitsbehörden, an der Politik und an belastbaren Beweisen.
Im November 2018 zeichnete sich eine Lösung des jahrzehntelangen Konflikt ab. Demnach konnte der Leichnam des einstigen Königs Na-Mahamadu Abdullai, der dem Abudu-Clan angehörte und Ende der 1980er Jahre verstorben war, endlich im Dezember 2018 nach traditionellem Ritus beerdigt werden. Er war von der Militärregierung unter General Acheampong 1974 seines Amtes enthoben worden. Der Andani-Clan hatte bislang das traditionelle Begräbnis verweigert, das nach Auffassung des Abudu-Clans im Königsplast in Yendi stattfinden musste. Der Andani-Clan legte seinerseits ein Zeitfenster im Januar 2019 fest, in dem der ermordete König Ya Naa Andani II die noch überfälligen traditionellen Segnungen erhält, um endlich seinen Seelenfrieden finden zu können. Mehrere Scharmützel im Vorfeld des Ereignisses verzögerten die Durchführung der heiligen Handlungen.
Doch konnten sie schließlich mit Hilfe der Sicherheitskräfte und besonnener Akteure beider Clans zum Abschluß gebracht werden. Im Anschluß wurde der neue König der Dagbon mit allen Insignien und Ehren als Yaa Naa Abukari Mahama II in sein Amt eingeführt. Mitte März 2016 kam es in mehreren nördlichen Landesteilen erneut zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, diesmal im Großraum Kumasi und in der Volta und der Northern Region. Die Regierung sah sich sogar gezwungen, über mehrere Ortschaften eine nächtliche Ausgangssperre zu verhängen, so in Old Tofa, Bimbilla, Bunkpurugu, Alavanyo und Nkonya. In den Folgemonaten erneuerte der Innenminister die Ausgangssperren, um die nach wie vor labile Lage in diesen Ortschaften in der Northern und Volta-Region auch weiterhin soweit wie möglich unter Kontrolle halten zu können.
Mitte April 2017 gab es in Alavanyo und Nkonya erneut gewalttätige Ausschreitungen, bei denen mehrere Menschen erschossen und einige verletzt wurden. Wenige Tage vor Weihnachten 2019 verlängerte die Regierung in Alavanyo und Nkonya wieder einmal die nächtliche Ausgangssperre. Im Juli 2019 schlossen in Bunkpurugu die streitenden royalen Clans mittels eines traditionellen Ritus, dem «Blood Burial», nach Jahren interner Auseinandersetzungen Frieden.
Im Februar 2017 kam es in Bimbilla, im Bezirk Nanumba in der Northern Region, erneut zu schweren Ausschreitungen, denen mindestens zehn Menschen zu Opfer fielen. Dutzende wurden verletzt, und der für die Region zuständige Minister verkündete eine nächtliche Ausgangssperre. Hintergrund der Unruhen war ein seit Jahren schwelender Streit zweier königlicher Clans um die Deutungshoheit und Vorherrschaft bei Fragen zur traditionellen Herrschaft innerhalb der Nanumba. Schließlich konnte der Konflikt im Jahre 2018 weitgehend beigelegt werden.
Inzwischen ist auch im Großraum Accra der lang anhaltende Konflikt um die Nachfolge die Chiefs der Ga, des Ga Mantse, weitgehend beigelegt worden. Das «National House of Chiefs» bestätigte im April 2018 Boni Nii Tackie Adama Latse II zum rechtmäßigen Ga Mantse, eine Entscheidung, die der oberste Priester in Frage stellte. Seiner Meinung nach bliebe der Thron in Ga Mashie bis auf Weiteres vakant.
Die Landeshauptstadt Accra und die Region Greater Accra sind einem rasanten Wandel unterworfen, der aber keinesfalls konflikfrei verläuft. Demografische Veränderungen durch Migration und natürlicher Bevölkerungszunahme sowie Boden- und Immobilienspekulation tragen zunehmend zu politischen, sozioökonomischen und ethnisch-religiös angereicherten Spannungen bei. Das alte Hafenviertel Jamestown ist ein Paradebeispiel für Wandel und Konflikt.
Erhebliche strukturelle Defizite bestehen im intransparenten Bereich privater Sicherheitsdienstleister. Zuständig für die Kontrolle des Sektors ist die Polizei, die diese Aufgabe aber nur rudimentär wahrnimmt. Es gibt etwa 400 registrierte private Sicherheitsfirmen mit einem Personalbestand von geschätzten 450.000 Personen. Darunter befinden sich weltweit agierende Unternehmen wie u.a. die in London ansässige G4S. Die Zahl der nichtregistrierten Sicherheitsdienste ist wesentlich höher und bewegt sich im unteren vierstelligen Bereich. Zu ihnen zählen u.a. auch die zahlreichen, parteinahen und teilweise gewaltbereiten Milizen wie Delta Force, Azoka Boys, Bolga Bull Dogs, Invincible Forces, Bamba Boys, Hawks, Dragons oder Kandahar Boys.
Sie dienen Auftraggebern aus Politik, Wirtschaft und kriminellen Milieus und setzen je nach Auftragslage ihr Einschüchterungs- und bei Wahlen oder Protesten auch ihr Mobilisierungspotenzial ein. Der Staat versucht, mit dem Vigilantism and Related Offences Act (2019), die privatisierte Gewalt einzudämmen. Übergriffe staatlicher Sicherheitskräfte auf Zivilisten haben zugenommen. Die Übergriffe sind weitgehend dem verschärften Kampf gegen illegale Goldschürfer und Kriminelle und einer wachsenden Protestbereitschaft geschuldet.
Des Weiteren birgt die seit Jahren hohe Zahl von Kleinwaffen, die inzwischen auf 2,4 Mio. geschätzt wird und denen Zivilisten wie auch Sicherheitskräfte zum Opfer fallen, zusätzliches Gewaltpotenzial. Davon entfallen ca. 1,2 Mio. auf registrierte Waffen von Privatpersonen. Die Nachfrage nach Kleinwaffen steigt, und die National Commission on Small Arms and Light Weapons hat das Mandat, sich diesem Bereich intensiv zu widmen. Dazu zählt auch, die legalen Waffen digital zu erfassen. Weiterhin hat die Regierung begonnen, die Personalstärke der Sicherheitskräfte, insbesondere des Militärs und der Polizei, deutlich aufzustocken und die sicherheitsrelevante Infrastruktur wie z.B. Kasernen zu verbessern. Mehr als 3.000 Polizeianwärter und -anwärterinnen beendeten ihre Ausbildung (Juli 2022).
Geschlechterverhältnis
Frauen sind in der ghanaischen Gesellschaft faktisch benachteiligt. Das gilt sowohl bei der Durchsetzung von Alimentationsansprüchen (ca. 60% laut Angaben der CHRAJ) als auch beim Schutz gegen häusliche Gewalt. Auf dem Land gilt überdies vielfach traditionelles Recht der Chiefs, das Frauen signifikant benachteiligt, insbesondere beim Personenstandsrecht (Ehe, Polygamie, Erbschaft). Vergewaltigung in der Ehe wird nicht strafrechtlich geahndet. Weibliche Genitalverstümmelung (Prävalenz 4-5) sowie Zwangs- und Frühverheiratungen (ein Fünftel der unter 18-Jährigen und 5% der unter 15-Jährigen heiraten bzw. werden verheiratet) finden insbesondere in unterentwickelten und ländlich geprägten Landesteilen statt.
In Ghana sind etwa 5% der Mädchen und Frauen zwischen 15 und 49 Jahren von der schädlichen traditionellen Praktik der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) betroffen. Dem schwerwiegenden Problem Genitalverstümmelung widmet sich auch die deutsche EZ. In den ländlichen Gebieten existieren zudem nach wie vor gegen Frauen gerichteter Hexereiverdacht und Selbstjustiz, welche die Frauen häufig zwingen, ihre Heimatorte zu verlassen. Auch das Selbstbestimmungsrecht der Frauen hinsichtlich gewollte Beziehungen und Schwangerschaften lässt zu wünschen übrig. Dennoch hat sich im Rahmen der IV. Republik die sozioökonomische Stellung der Frauen verbessert; ihre Zahl in staatlichen und politischen Führungspositionen stieg.
So leitete Charlotte Osei von 2015 bis Mitte 2018 die Wahlkommission, wurde dann von Jean Mensa abgelöst, Gloria Afua Akuffo stieg zur Justizministerin auf, Sophia Akuffo folgte im Juni 2017 auf Georgina Wood als Vorsitzende Richterin am Supreme Court, und Shirley Ayorkor Botchwey wurde von Präsident Akufo-Addo zur Außenministerin berufen. Das Ministry of Gender, Children and Protection versucht den Schutz für Frauen und Kinder zu verbessern und die Präsenz von Frauen im öffentlichen Dienst zu erhöhen. Dennoch sind Frauen im Parlament und in der Verwaltung stark unterrepräsentiert. Der Gender Inequality Index von 2018 im Human Development Report weist Ghana Rang 133 von 162 untersuchten Ländern zu. Aber es gibt inzwischen auch gegenläufige Tendenzen wie der Film «Amas Welt, das neue Ghana» zeigt. Diese tendenziell positive Entwicklung gilt jedoch nicht für Menschen, die sich als Lesbisch, Schwul, Bi, Trans, Inter oder Queer (LGBTIQ) bezeichnen.
Seit einiger Zeit sorgt jedoch eine Serie in Ghana und auch international für Furore. Sie ist angelehnt an die Erfolgsgeschichte der US-amerikanischen Produktion «Sex and the City» und ist gleichzeitig eine afrikanische Antwort auf diese Serie, geschrieben, gespielt und produziert von ghanaischen US Amerikanerinnen. Angepasst an ghanaische Verhältnisse erzählen sich fünf Frauen in «An African City» ihre wechselnden Beziehungsgeschichten. Es geht um Sex, Mode, Alltag, und die Hauptdarstellerinnen begeistern dabei ein immer größer werdendes Publikum nicht nur unter den Frauen. Die Männer kommen und gehen, die Protagonistinnen bleiben, ein in afrikanischen Gesellschaften noch weithin ungewohntes Bild.
Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches im Netz eingestellt wurde. Verfasser ist Heinrich Bergstresser. Er wollte die Bilder noch senden.