Europas Aufbruch zur Goldküste und das Reich Ashanti
Die Völker der damaligen Goldküste kamen erstmals ab 1471 in Kontakt mit Europäern, als portugiesische Seefahrer am Fluss Prah Handelsaktivitäten entfalteten. Kurz darauf bauten die Portugiesen die Festungen Elmina (1482) und Axim (1515), und die Schweden errichteten 1653 ein Fort in Cape Coast. Doch auch britische Händler, die erstmals 1553 erwähnt wurden, und Kaufleute und Händler aus den Niederlanden, Dänemark und Preußen (Kurfürstliche Afrikanische-Brandenburgische Compagnie, 1683) errichteten Handelsstützpunkte an der Küste. Innerhalb der nächsten drei Jahrhunderte entstanden so mehr als 60 Festungsanlagen und Handelsniederlassungen, die diesen Küstenstreifen auf einer Länge von 500 km in eine historische Einkaufsmeile verwandelten.
Die Konkurrenz zwischen den Europäern nahm im 17. Jahrhundert stetig zu. Die Portugiesen verließen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Goldküste, und Anfang des 18. Jahrhunderts versuchte Frankreich vergeblich, seinen Einflussbereich auf die Goldküste auszuweiten. Der Sklavenhandel florierte, und um 1800 hatten sich britische Interessen endgültig durchgesetzt. Zu dieser Zeit endete auch dieses menschenverachtende Geschäft. Die Aufklärung hatte begonnen, ihre geistige und politische Kraft zu entfalten und führte schließlich innerhalb des Britischen Empire zur Abschaffung des Sklavenhandels (1807). Der Verlust der nordamerikanischen Kolonien hatte das Seine dazu beigetragen, und Frankreich folgte nach dem Ende der napoleonischen Kriege dem britischen Beispiel. Die Briten schlossen 1844 mit Fante-Chiefs den Bond-Vertrag und sicherten damit an der Küste die bereits bestehende Verwaltungs- und Rechtsordnung ab.
Porträt des 16. Asantehene Otumfuo Osei Tutu II © Heinrich Bergstresser
Der einstige Palast des Ashantehene
© Heinrich Bergstresser
Nur wenige Jahre später, 1850, errichtet das Empire sein Protektorat über britische Militärstützpunkte und Niederlassungen und erklärt schließlich 1874 den Süden, einschließlich der Fante-Föderation und Lagos, zur Kronkolonie ‹Gold Coast Colony›. Dieses Datum markiert zugleich das Ende der 200-jährigen Expansion und Blütezeit des Ashanti-Reichs. Dessen Aufstieg im Hinterland begann 1701 unter Osei Tutu, und Kumasi wurde zum Zentrum des Reichs und Sitz des Königs (Asantehene). Seine größte territoriale Ausdehnung erfuhr das Reich unter Osei Bonsu (1800-23), der sein Herrschaftsgebiet bis an die Küste ausweiten konnte. Dieses Ereignis fiel zusammen mit der Abschaffung des Sklavenhandels und brachte das Reich um eine lukrative Einnahmequelle. Der Konflikt mit der Fante-Konföderation, die erheblichen Widerstand leistete, und dem britischen Empire und seinen imperialistischen Interessen war schließlich unausweichlich.
Vier Kriege (1824, 1826, 1836, 1874) führten zum Niedergang des Reiches und zur Zerstörung Kumasis (1874). Nochmals drangen britische Truppen ins Ashanti-Reich ein (1896), nachdem König Prempeh I. sich geweigert hatte, sich den Briten zu unterwerfen. Sie nahmen ihn gefangen, stellten ihn vier Jahre auf der Festung Elmina unter Hausarrest und deportierten ihn dann auf die Seychellen. Erst wenige Jahre vor seinem Tod 1931 kehrte er nach Ashanti zurück. Die Forderung der Briten, den ‹Golden Stool›, das göttliche Symbol der königlichen Macht zu übergeben, mündete 1900 in einen Aufstand, der jedoch schnell niedergeschlagen wurde. Kurz darauf gliederten die neuen Machthaber aus Europa Ashanti und die nördlichen Gebiete als Protektorate in ihre Kolonie Goldküste ein (1902). Die Erinnerung an das Reich, der lange Kampf und der erbitterte Widerstand der Ashanti gegen die europäischen Eindringlinge prägen den unterschwelligen Anspruch des Ashanti-Volkes bis heute, verdientermaßen ‹Staatsvolk sein zu müssen›. Nach dem I. Weltkrieg erhielten die Briten zusätzlich das Völkerbundmandat über West Togo (1922).
Asante Festival of Kings & Queens [Englisch]
Zurück zu den Wurzeln – Nachfahren der Sklaven in den USA kehren nach Ghana zurück
Geschichte ist zumeist eng verknüpft mit der «Langen Dauer», der «Longue Durée». Dazu zählt für Afrika und den amerikanischen Kontinent insbesondere der Sklavenhandel, der Afrika und die sogenannte «Neue Welt» für immer verändern sollte. Ein trauriges Zwischenergebnis der «Longue Durée» ist die Tatsache, dass viele Nachfahren der Sklaven in den USA und in Lateinamerika auch heute noch benachteiligt, stigmatisiert und diskriminiert werden. Die Zahl derer, die sich diesen Strukturen völlig entziehen wollen, ist klein, aber bemerkenswert. Denn sie entscheiden sich, zu den Wurzeln ihrer Vorfahren zurückzukehren und ein neues, selbstbestimmtes Leben zu beginnen.
Das gute Image Ghanas und die Rolle der einstigen Goldküste im Sklavenhandel dienen dabei als Methapher, diesen Schritt auch vollziehen zu können. Ein ghanastämmiges Paar aus Detroit hat diesen Schritt gewagt und begonnen, sich in Ghana eine neue Existenz aufzubauen. Die Verknüpfung von Spiritualität, Physiotherapie und ghanaische Geschichte dienen als Geschäftsgrundlage, ein würdiges Leben im Land der Vorfahren führen zu wollen.
Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches im Netz eingestellt wurde. Verfasser ist Heinrich Bergstresser. Er wollte die Bilder noch senden.