Ökologie

image_pdfimage_print

Fünf natürliche geographische Zonen strukturieren die vielfältige Landschaft: Das Volta-Delta und der riesige Volta-Stausee im Osten und die regenreiche Akan-Tiefebene im Westen prägen die Küstenregion, das Ashanti-Hochland und die Wasser- und Wetterscheide des Kwahu-Plateaus den Nordwesten. Im Nordosten dominiert dagegen die Berg- und Hügelkette der Akwapim-Togo Schwelle mit dem 880 m hohen Afadjato, weiter nördlich das Volta Becken. Daran schließen sich die hoch gelegenen Ebenen der Nordregionen an. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt im Norden um 1.000 mm, im westlichen Küstenabschnitt bis zu 2.200 mm. Bei Accra erreicht die Regenmenge kaum 800 mm im Jahr, und der Klimawandel ist inzwischen auch in Ghana zu spüren. Dabei sind besonders Landwirtschaft und Bauern besonders betroffen. Dennoch setzt sich nur langsam die Erkenntnis durch, Klimaschutzpolitik einen höheren Stellenwert einzuräumen als in der jüngeren Vergangenheit und zugleich dringend notwendige Anpassungsstrategien umzusetzen. 

Der im Staatswappen eingravierte Kakaobaum als Bild für den Reichtum an Wäldern und landwirtschaftlichen Produkten hat seine Symbolkraft längst verloren. Wie auch in anderen Teilen Afrikas, Asiens und Südamerikas sind auch in Ghana in den vergangenen sechs Jahrzehnten riesige Flächen der Gier und dem Konsum von Edelhölzern zum Opfer gefallen. In diesem Zeitraum schrumpfte der Regenwald um etwa die Hälfte auf nunmehr nur noch rund 40.000 km². Und der Raubbau geht weiter, wenn auch verlangsamt. Doch die stetige weltweite Nachfrage nach Kakao und Palmöl treibt das Geschäftsmodell Plantagenwirtschaft unvermindert an, so dass auch 

Kinderarbeit auf diesen Plantagen keineswegs selten ist, wenn auch nicht so ausgeprägt wie in der benachbarten Elfenbeinküste. 

Aber auch illegale Köhler setzen dem Regenwald zu. Denn die Nachfrage nach Holzkohle ist angesichts der hohen Strompreise nach wie vor ungebrochen, und die Regierung zeigt bislang keinerlei ernsthafte Bereitschaft, diesen auf Dauer zerstörerischen Prozess zu unterbinden. Es gibt Alternativen, die Umweltschutz und Schaffung von Grundeinkommen für die lokale Bevölkerung vereint. Als Basis dient der im Überfluss vorhandene Bambus, aus dem Holzkohle, Essig und in einem weiteren Schritt hochwertiger natürlicher Dünger erzeugt werden kann. Dazu bedarf es eines speziellen Ofens, der aus Bambus innerhalb kurzer Zeit umweltschonend etliche Tonnen Bambus Holzkohle herstellen kann. Als wichtiges Nebenprodukt entsteht bei diesem Prozess Bambus-Essig. 

Die Tierwelt Westafrikas kann nicht mit der noch immer beeindruckenden Vielfalt im östlichen und südlichen Afrika konkurrieren. Dennoch geht die Jagd nach Wild unvermindert weiter, sodass die Lage der dezimierten Wildtiere mehr als besorgniserregend ist. Abholzung der Wälder, Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzfläche und Verzehr des allseits geliebten ‹Bush Meat› schufen eine prekäre Lage für Wildtiere wie Löwen, Antilopenarten, Stachelschweine, Primaten, Elefanten, Erdferkel, Hyänen, Zibet- und Ginsterkatzen, die noch vor wenigen Jahrzehnten fast überall in freier Wildbahn lebten. 

Eine konzertierte internationale Aktion versucht nun, wenigstens einen Teil der bedrohten Arten vor dem Aussterben zu bewahren. Dazu zählt die West African Primate Conservation Action (WAPCA), die als internationaler Zusammenschluss von insgesamt elf europäischen zoologischen Gärten gegründet wurde, um das Aussterben weiterer Arten zu verhindern. Die WAPCA unterhält auch ein Büro in Accra. Angesichts der bedrohlichen Lage nehmen Bestrebungen zu, die wenigen Schutzräume auszubauen. In diesem Kontext gelangten die Nationalparks Mole, westlich von Tamale, und der nördlich von Cape Coast gelegene Kakum, auf die Vorschlagsliste der UNESCO zum Weltnaturerbe. 

Die Geschichte Ghanas ist bis in die Gegenwart hinein untrennbar mit Gold und der Goldförderung verbunden. Umweltschutz war unbekannt und ist auch heute noch zumeist ein Fremdwort. Zur kostengünstigen industriellen Förderung greifen die Minenbetreiber zu Quecksilber und Zyanid, die das Grundwasser verseuchen und Gesundheit und Leben der Menschen und Tiere bedrohen. Inzwischen vergibt der Staat sogar Lizenzen für den Goldabbau in Forstreservaten, wie zuletzt im umstrittenen Fall in Ajenua Bepo in der Eastern Region, als das US-amerikanische Unternehmen Newmont Mining Corporation, gegen heftige Widerstände zivilgesellschaftlicher Gruppen, die Förderlizenz erhielt. Das Unternehmen gibt jedoch vor, bei der Goldförderung umwelt- und sozialverträglich vorzugehen und zugleich auf lokaler Ebene entwicklungspolitische Impulse zu geben. 

Nicht nur die großen Minengesellschaften verschandeln die Umwelt. Auch private Goldschürfer, im Volksmund Galamsey genannt, vergiften Grund und Boden und verwandeln die ihnen zugewiesenen Grundstücke für lange Zeit in unwirkliche «Mondlandschaften». Aber auch Flüsse sind Opfer dieser Goldschürfer, denn Grabungen an nahen Ufern durchsetzen die Flüsse mit Abraum und zerstören das Ökosystem. Im Fall des großen Flusses Ankobra im Westen des Landes – und dies ist kein Einzelfall – führte dies zur weitgehenden Vernichtung von Fischbrutstätten im Mündungsgebiet am Golf von Guinea, wo viele Fischer ihre Lebensgrundlage verloren. Erstmals geht eine Regierung gegen die vielen illegalen Goldschürfer vor, deren Zahl in den letzten Jahren enorm zugenommen hat, und im April 2017 wurden Tribunale eingerichtet, die rechtliche Schritte gegen die Illegalen einleiten können. Inzwischen geht die Regierung auf den Flüssen in den westlichen Landesteilen mit Wasserschutzpolizei und Marinesoldaten massiv gegen die Galamsey vor. Im August 2019 setzte Präsident Akufo-Addo das Gesetz «Vigilantism and Related Offences Act 2019» in Kraft, das u.a. für illegale Goldföderung drakonische Haftstrafen von bis zu 25 Jahren Haft vorsieht. 

Die Galamsey graben auf eigene Rechnung nach Gold, was mitunter recht gefährlich sein kann und in den letzten Jahren viele Dutzend Opfer forderten. Früher illegal und oft von den Minengesellschaften als lästige Konkurrenz zu ihren Konzessionen angesehen, ist das Galamseysystem seit 1989 mit zwei Einschränkungen staatlich anerkannt: diese Form der Goldförderung ist Ghanaern vorbehalten, konzessionierte Gebiete sind tabu. Die Zahl dieser privaten Goldschürfer ist nicht bekannt, aber es sind sicherlich mehrere Hunderttausend, darunter etliche Chinesen, die sich projektbezogen in Ghana aufhalten und dieser Nebenbeschäftigung nachgehen, obwohl es illegal ist. Die entwicklungspolitischen Beziehungen zum Reich der Mitte sind angesichts

dieses Ausmaßes etwas abgekühlt, und die ghanaische Bevölkerung tritt inzwischen den Chinesen gegenüber recht distanziert auf. Die offizielle Politik aber, die chinesisches Know-how und Investitionskapital schätzt, versucht das Thema illegales Schürfen herunterzuspielen, bislang durchaus erfolgreich. Es gibt aber auch chinesische Firmen, die offiziell und mit schwerem Gerät am Rennen um das Gold teilnehmen, dabei erhebliche Schäden anrichten und «Mondlandschaften» hinterlassen.  

Anfang Februar 2016 kam es in Obuasi zu einem schweren Zwischenfall, bei dem ein leitender Mitarbeiter der AngloGold zu Tode kam. Der Protest aufgebrachter, zumeist illegaler Schürfer, die einen erweiterten Zugang zu einer Mine forderten, geriet außer Kontrolle. Der leitende Mitarbeiter versuchte mit seinem Auto dem Mob zu entkommen und verunglückte dabei tödlich. Wenige Tage zuvor war das Militär, das die temporär stillgelegte Mine bewachen sollte, abgezogen worden. 

Nur wenige Wochen später, Anfang März 2016, gab AngloGold bekannt, 60% seiner Anteile an dem Unternehmen an die ghanaische Regierung zurückgegeben zu haben. Das heißt, mehr als 270 km² Fläche des Fördergebietes fiel zurück an den Staat. Die Goldmine Obuasi, das Filetstück, bleibt jedoch weiterhin im Besitz der AngloGold.  

Ghana ist inzwischen – neben Nigeria – einer der wichtigsten Lagerplätze für Elektroschrott aus aller Welt geworden. Der riesige Müllplatz in Agbogbloshie am Stadtrand von Accra, wo auch Recycling und reger Handel stattfinden, gehört zu den größten. Der völlig intransparente Handel dieser Umwelt schädigenden Ware in einer sich globalisierenden Welt entlastet zwar die Industrie- und Schwellenländer. Doch dieser schnell wachsende und kaum kontrollierte Bereich bietet zugleich illegalen Geschäftsleuten aus aller Welt vielfältige Möglichkeiten, sich den relativ strengen Auflagen in Europa zu entziehen. In Ländern wie Ghana gibt es – ähnlich wie in den USA – keine oder allenfalls laxe Vorschriften zur Lagerung und Verwertung von Elektroschrott. 

Das Ergebnis sind hohe Profite, schwere Umweltschäden und massive gesundheitliche Gefahren für jene, die sich auf diesen Schrottplätzen tummeln. Dennoch halten Gestank, Rauch und die Vergiftung der Bäche, Lagunen, des Grundwassers und der Luft, ausgelöst durch das Abfackeln von Kabelummantelungen, Kühlschränken, Computergehäusen mit ihren wertvollen Sekundär-Rohstoffen und Gummidichtungen, insbesondere Kinder und Jugendliche nicht davon ab, diese gesundheitsgefährdende Arbeit zu verrichten. In jüngerer Zeit hat sich in Agbogbloshie ein weiterer Geschäftsbereich entwickelt: die massenhafte Entsorgung von Altbatterien. 

Und am Rande der Müllkippen warten schon die Händler, ihnen die freigesetzten Metalle und wiederverwertbaren Sekundär-Rohstoffe für einige wenige Cedi abzukaufen. Für die zumeist Minderjährigen gibt es außerhalb dieses Gewerbes nur wenige Möglichkeiten, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sodass der Zustrom billiger Arbeitskräfte nicht zu erlahmen und auch der Nachschub an Elektroschrott in naher Zukunft nicht zu versiegen scheint. Ein wichtiges Herkunftsland von Elektroschrott und Altbatterien ist Deutschland. Diesem Thema widmet sich die deutsche Bundesregierung, die Aktivitäten gegen diesen illegalen Import und die Einrichtung regulierter Recyclinganlagen finanziell unterstützt.

Noch stellt nicht nur der Elektroschrott ein riesiges Umweltproblem in Ghana dar. Auch der normale Müll verursacht enorme Schäden an Mensch und Umwelt. Die Strände der gesamten westafrikanische Küste gleichen einer riesigen Müllhalde, bedecken den Sand, ohne dass sich die Bewohner oder die Regierungen bislang ernsthafte Gedanken machten, diesem Umweltfrevel entgegentreten zu wollen. Ist schon der Anblick der verschmutzten und vermüllten Strände für die wenigen Umweltbewussten eine Zumutung, verschärft sich das Problem, gräbt man ein wenig im Sand. Dann kommt schon nach wenigen Spatenstichen das ganze Ausmaß der fahrlässigen Müllentsorgung und des angeschwemmten Mülls ans Tageslicht. 

Seit einiger Zeit engagieren sich Umweltinitiativen wie Plastic Punch oder Environment360 mit gezielten Aktionen das gewaltige Müllproblem an der Stränden Ghanas und das übergreifende Thema Müllbeseitigung der lokalen und internationalen Öffentlichkeit nahezubringen. Regelmäßige Sammelaktionen an den Wochenenden haben die Strände im Großraum Accra bereits von etlichen Tonnen Müll – zumeist Trinkwasserplastiksäcken – befreit und der Deponie oder dem Recyceln zugeführt. Etliche Mitarbeiter der GIZ beteiligen sich inzwischen in ihrer Freizeit am Wochenende an den Sammelaktionen, was die Aufmerksamkeit in den lokalen und sozialen Medien und bei der «Expat Community» beträchtlich erhöht hat. So gelang es Plastic Punch inzwischen, sogar für die EU Delegation ein «Clean up» zu organisieren. Dabei ist allen Beteiligten klar, dass dies nur ein erster Schritt sein kann, dieses Großproblem anzugehen. Denn mit den bescheidenen finanziellen Mitteln und äußerst begrenzten technischen Möglichkeiten geraten die Umweltaktivisten schnell an ihre Grenzen, können sie per Hand die bearbeiteten Strandabschnitte allenfalls sehr oberflächlich reinigen.  

Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches im Netz eingestellt wurde. Verfasser ist Heinrich Bergstresser. Er wollte die Bilder noch senden.