Wirtschaft

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Mehr als 30 Jahre klassische IWF-Strukturanpassungsprogramme und ambitionierte Entwicklungsprojekte der einschlägigen internationalen Gebergemeinschaft haben das einst abgewirtschaftete ‹Kleinod› an der Goldküste wieder auf Kurs gebracht. Doch noch immer dominieren die wichtigsten Exportgüter Gold, Kakao und Edelhölzer die Wirtschaft, und Ghana gehört auch weiterhin zum Kreis wichtiger Gold- und mit mehr als 20% Weltmarktanteil zu den bedeutendsten Kakaoproduzenten, ohne dass Kakao oder Schokolade als veredelter Rohstoff konsumiert wird. Erst ganz langsam finden sich Ghanaer, die hochwertige Schokolade herstellen und somit Wertschöpfung im eigenen Land betreiben. 

Noch aber werden die Preise dieser beiden Rohstoffe an den Börsen in den westlichen Metropolen festgelegt, jede größere Schwankung wirkt sich direkt auf Ghanas Wirtschaft aus und bleibt wohl bis auf weiteres eine Achillesferse der ghanaischen Wirtschaft. So fiel der Goldpreis gegen Ende des Jahres 2015 auf etwa US-$ 1.063, stieg aber auf Grund der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19 Pandemie zwischenzeitlich auf US-$ 1.674 (Anfang März 2020). Gegen Ende März fiel der Kurs auf US-$ 1.629, um dann aber in einer historischen Rally im August 2020 die Marke von US-$ 2.000 zu übersteigen. Mitte Dezember 2020 lag der Preis bei US-$ 1.883. Das Land erntete aber internationales Lob vom Revenue Watch Institute für seine teils vorbildliche Regelung und Handhabung des Bergbausektors. Inzwischen zeichnet sich ab, dass Ghana zum größten Goldproduzenten Afrikas aufgestiegen ist und damit Südafrika überholt hat. 

Langfristig wird der Erdölexport wertmäßig den Goldexport wohl ablösen, auch wenn sich die Weltmarktpreise im Jahresdurchschnitt 2017 nur zwischen US-$ 50 und 60 pro Barrel bewegten. Gegen Jahresende 2018 stabilisierte sich der Preis bei US-$ 60. Zum Jahresbeginn 2020 stieg der Ölpreis für hochwertiges Öl auf 68 US-$ an. Bis Mitte Februar aber fiel er wieder deutlich unter die US-$ 60 Marke und Anfang März auf Grund der globalen COVID-19 Krise sogar auf US-$ 50. Innerhalb kurzer Zeit brach der Ölpreis dann ein und notierte gegen Ende März nur noch etwa US-$ 23. Anfang Mai 2020 erholte sich der Ölpreis für hochwertiges Rohöl etwas, blieb aber dennoch deutlich unter US-$ 30. Erst Anfang Juni 2020 stieg der Ölpreis wieder an, mäanderte und lag Mitte Dezember 2020 an den Börsen bei US-$ 52 . Dabei hat die Erdölförderung und Erdgasproduktion vor der Küste gerade erst begonnen. 

Ein Blick nach Nigeria und Angola genügt, um zu sehen, was die Ressource Energierohstoff im Golf von Guinea an tiefgreifenden Verwerfungen anrichten kann. Die Ölvorkommen belaufen sich nach aktuellen Kenntnissen auf 660 Millionen Barrel. Das anfangs überambitionierte Produktionsziel von 120.000 Barrel pro Tag musste zunächst auf ca. 80.000 Barrel reduziert werden. Im August 2016 begann die Ausbeutung eines weiteres Ölfelds (TEN), das anfangs etwa 20.000 Barrel pro Tag lieferte. Nach Beendigung der maritimen Grenzstreitigkeiten im Fördergebiet mit dem westlichen Nachbarn Elfenbeinküste im September 2017 und den gestiegenen Ölpreisen konnte Ghana seine Investitionen und Explorationen ausweiten und die Produktion inzwischen auf 180.000 Barrel pro Tag erhöhen. 

Neben den beträchtlichen Erdölreserven gibt es unter dem Meeresboden erhebliche Erdgasvorkommen, die sich nach jetzigem Kenntnisstand auf mehr als 20 Milliarden Kubikmeter Erdgas belaufen dürften, aber noch nicht gefördert werden. Vielmehr wird das bei der Ölförderung freigesetzte ‹Associated Gas› abgefackelt und teilweise wieder verpresst, doch gibt es konkrete Pläne, das Erdgas dem Thermalkraftwerk Aboadze in der Nähe von Sekondi Takoradi, dem neuen ‹El Dorado›, zwecks Stromerzeugung zuzuführen. So ist Ghana stark von den Gaslieferungen aus Nigeria angewiesen, die sich laut Vertrag auf 120 Millionen ’standard cubic feet› belaufen und über die ‹West African Gas Pipeline› (WAGP) nach Ghana gelangen. Dabei traten bislang immer wieder Probleme auf beiden Seiten auf. Während Nigeria häufig seine Zusagen nicht einhielt, geriet Ghana immer wieder in Zahlungsschwierigkeiten. Ende Juni 2016 stellte WAPG die Gaslieferung vorläufig ein, da die ghanaische Seite seinen Zahlungsverpflichtungen wieder einmal nicht nachkam. Damit verschlechterte sich erneut die bereits seit Jahren bestehende prekäre Stromversorgung. 

Inzwischen hat sich die Lage etwas entspannt und Ghana exportiert nun sogar Strom in die benachbarte Elfenbeinküste. Wasserkraft zur Stromerzeugung des riesigen Akosombo Staudamms für die Industrie und der traditionelle Gebrauch von Kerosin und Holzkohle ist für Privathaushalte noch immer vorherrschend. Die Stromgewinnung und mit ihr die in der Vergangenheit ungenügende Energieversorgung haben sich verbessert – Ende 2018 stand landesweit eine installierte Kapazität von 4.400 MW zur Verfügung, wobei jedoch 3.800 MW als zuverlässig angesehen werden können. Die Regierung bekennt sich zur Förderung erneuerbarer Energien, deren Anteil allerdings bei nur ca. einem Prozent liegt. 

In einem ersten Schritt entsteht im Rahmen des NEIP Programms im Großraum Accra ein Greenhouse Estate-Projekt, das mittelfristig zum größten seiner Art in Afrika erweitert werden soll. Gegen Ende der schweren Energiekrise unter der Vorgängerregierung von Präsident Mahama wurden mit Hilfe externer Energieunternehmer wie Karpowership neue Stromkapazitäten aufgebaut und längerfristige Lieferverträge für Flüssiggas auf der Basis take-or-pay abgeschlossen. Inzwischen verfügt Ghana über beträchtliche Überkapazitäten und Abnahmeverpflichtungen, die erhebliche Finanzrisiken nach sich gezogen haben und im Wahljahr und in der nächsten Legislaturperiode den Staatshaushalt in einer Größenordnung von mehr als zehn Mrd. USD belasten könnten. 

Zurzeit fallen jährliche Kosten für nicht genutzte Energie von etwa 500 Mio. USD an. Darüber hinaus belasten Schulden von annähernd drei Mrd. USD den Stromsektor, in dem der Stromversorger Electricity Company of Ghana (ECG), die Ghana Grid Company (GRIDCO) und die Northern Electricity Distribution Company (NEDCO) für Transmission und Zuteilung zuständig sind. Fast die Hälfte unbezahlter Rechnung ist staatlichen Einrichtungen und Unternehmen sowie technisch verursachten Energieverlusten und reduzierten Strompreisen geschuldet. Das im Mai 2019 verabschiedete mehrjährige Energy Sector Recovery Programme (ESRP) zielt mit Hilfe der Weltbank auf eine mittelfristige Lösung der Krise. 

Die von der Regierung und der ECG im Oktober 2019 ausgesprochenen Kündigung der Konzession für das privatwirtschaftlich organisierte ghanaisch-international Konsortium Power Distribution Servises (PDS) bedeutet möglicherweise einen herben Rückschlag für die Reformanstrengungen, bestehen doch beträchtliche rechtliche und finanzielle Risiken. Darüber hinaus gab die Regierung kein gutes Bild in dieser komplexen Angelegenheit ab. 

Ob sich die Energieressource ÖL/Gas für Ghana als Fluch oder als Segen erweist, bleibt abzuwarten. Fest steht, sie beschleunigt wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformationsprozesse einer noch immer agrarisch strukturierten Wirtschaft. Die anhaltende Land-Stadt-Migration in die beiden riesigen Ballungsräume Accra und Kumasi zeugt von diesen Veränderungsprozessen, denen auch die Landwirtschaft unterworfen ist. Einerseits befeuern sie den Dienstleistungsbereich und weiten andererseits den informellen Sektor aus. So sind auch in Ghana die Kleinbauern zur interessanten 

Zielgruppe digitalaffiner Investoren und Geberorganisationen geworden, die überzeugt sind, mit Hilfe der Digitalisierung die Kleinbauern in den formalen Wirtschaftsbereich integrieren und zugleich die Erträge deutlich und nachhaltig steigern zu können. Trotz zahlreicher positiver Tendenzen liegt ein selbsttragendes Wachstum noch immer in weiter Ferne, so dass Ghana auch auf absehbare Zukunft massive internationale Unterstützung benötigt. 

Steigende Direktinvestitionen aus dem Ausland, insbesondere auch aus China, üppige Transferleistungen ghanaischer Staatsbürger und ghanastämmiger Personen in der Diaspora in Übersee, wachsender Tourismus und Kredite bei den einschlägigen internationalen Entwicklungsinstitutionen wie Weltbank, IWF und Afrikanische Entwicklungsbank tragen wesentlich zum Wachstum und zur Modernisierung bei. Im Februar 2015 war es wieder soweit: Ghana erhielt vom IWF ein dringend benötigtes Struktur- und Hilfsprogramm über US-$ 940 Millionen, verteilt auf drei Jahre, damit die angeschlagene Wirtschaft wieder Tritt fasst und lange überfällige 

Reformen wie Subventionsabbau bei Benzin und Strom durchsetzt.

Ende August 2017 hielt sich wieder eine IMF-Delegation in Ghana auf, um über einen neuen Kredit zu beraten. Das Ergebnis war positiv, und Ghana erhielt aus dem Programm der erweiterten Kreditfazilität $ 94,2 Millionen. Dennoch bestehen trotz merklichem Reformwillen erhebliche Defizite wie der Index Doing Business 2020 der Weltbank aus dem Jahr 2019 zeigt, der Ghana auf Platz 118 von 190 Ländern lediglich im hinteren Mittelfeld ansiedelt. Am 2. April 2019 verkündete der Finanzminister das Ende der erweiterten IMF Kreditfazilität.

Die Zentralbank Bank of Ghana © Natsubee (CC BY-SA 3.0)

Containerterminal im Hafen von Tema nahe der Hauptstadt
© SteKreBe (CC BY-SA 3.0) 

Wirtschaftspolitik 

Anfang April 2016 ernannte der damalige Präsident Mahama den stellvertretenden Zentralbankchef Abdul-Nashiru Issahaku zum neuen Gouverneur der Zentralbank, nachdem sein Vorgänger Henry Kofi Wampah wenige Monate vor dem Ende seiner Amtszeit vorzeitig in den Ruhestand gegangen war. Doch schon nach einem Jahr trat Issahaku Ende März 2017 von diesem hohen Amt aus persönlichen Gründen zurück. Vieles deutete jedoch darauf hin, dass der politische Machtwechsel den Rücktritt begründete. Präsident Akufo-Addo führte am 3. April 2017 den neuen Zentralbankchef Ernest Kwamina Yedu Addison in sein Amt ein. Zuvor war er in leitender Position bei der Afrikanischen Entwicklungsbank tätig. 

Der neugewählte Präsident Akufo-Addo und seine neue Regierung, in der Finanzminister Ofori Atta eine Schlüsselfunktion zur Ankurbelung der Wirtschaft innehatte, machten unmissverständlich klar, dass ein Neubeginn in der Wirtschafts- und Finanzpolitik unumgänglich sei. Ein Jahr vor den nächsten Wahlen 2020 hat das Parlament im November 2019 den Jahreshaushalt 2020 verabschiedet. Auch dieser Haushalt zielt zumindest ansatzweise auf die Ziele „inclusive growth“ und „leave no one behind“ jenseits des Zongo Development Fund (ZDF), auf das eigenständigen Ministry of Inner City and Zongo Development und das Armutsbekämpfungsprogramms LEAP. 

Dies deutete sich bereits am 2019 verabschiedeten Strategiepapier «Ghana Beyond Aid» an, wenngleich vieles im Ungefähren und überambitioniert erscheint. Neue Schwerpunkte zur Förderung der Privatwirtschaft und der Infrastruktur in den strukturell ärmeren Regionen liegen auf dem National Entrepreneurship Innovation Programme (NEIP) und dem Infrastructure for Poverty Eradication Programme (IPEP), das Kleinunternehmen in der Landwirtschaft sowie in der Wasser- und Abwasserwirtschaft fördern soll. Dazu zählen auch das ambitionierte Nation Builders Corps (NABCo) und das Youth Employment Programme der Youth Employment Agency (YEA). Dabei weist NABCo mehr als 140.000 Absolventen höherer Lehranstalten den Weg zu Wirtschaftsbereichen, in denen Arbeitsplätze entstehen und eigenständiges, eigenverantwortliches und nachhaltiges Wirtschaften angestrebt wird. 

Als ein Vorzeigeprojekt gilt inzwischen das auf Kinder, Mädchen und junge Frauen abgestimmtes privatwirtschaftlich organisiertes IT Ausbildungsprogramm der Soronko Academy in Accra. All dies ist eingebettet in das Programm „one District one Factory“ (1D1F). In diesem Kontext rief die Regierung das National Mortgage Housing Finance Scheme (NMHFS) ins Leben, um mittelfristig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Pilotphase begann im August 2018. Das Finanzvolumen der einzelnen Programme bewegt sich zwischen 420 Mio. Cedi bei LEAP und 1.2 Mrd. Cedi bei IPEP. Darüber hinaus hat sich die Regierung verpflichtet, die Lehrer- und Gesundheitsausbildung auszubauen und die Schulspeisung zu finanzieren.  Die enorm kostenträchtigen Investitionen im Öl- und Gassektor und die notwendigen Verbesserungen der Infrastruktur erhöhen den Importbedarf, der wiederum finanziert sein will. 

So ist es nur konsequent, dass auswärtige Wirtschaftsinteressen ihren Blick nach Ghana richten, insbesondere im Hinblick auf agrarisch nutzbares Land. In den klassischen landwirtschaftlichen Bereichen Kakaoproduktion, Holzwirtschaft und Fischerei steckt noch erhebliches Wachstumspotenzial, auch unter Nachhaltigkeitsaspekten, das effizienter genutzt werden soll. Anfang November 2015 erteilte der Ghana Cocoa Board (COCOBOD) dem schweizer Schokoladenhersteller und Weltmarktführer Barry Callebaut die Genehmigung zur Übernahme der ghanaischen Nyonkopa Cocoa Buying Company Ltd. Mit diesem Schachzug icherte sich der Konzern den direkten Zugang zu mehr als 10.000 Kakaobauern, die das ghanaische Unternehmen bislang direkt beliefert hatten. 

Neue Ansätze gibt es im Bereich Reisanbau, da inzwischen junge, urbane und moderne Afrikaner dieses Nahrungsmittel den traditionellen Grundnahrungsmitteln wie Maniok und Kochbananen vorziehen. Diese Entwicklung haben die beiden Gründer von GADCO – junge nigerianische Finanzexperten aus der Diaspora – vorausgesehen und in diesen Sektor investiert. Unterstützt wurden sie während der Anfangsphase von der lokalen Kommune der Fievie. 

Jenseits der Agrar- und Energierohstoffe richtet sich das Augenmerk auf den Dienstleistungssektor, insbesondere den IKT-, Bau- und Immobilienbereich und den Finanzsektor. Das Wachstum in diesen Branchen ist im Begriff, die nur mäßig entwickelte Industrie zu überflügeln, eine Entwicklung, die die Politik unterstützt. Auch wenn noch jede Regierung angetreten ist, die wieder erstarkende Korruption zu bekämpfen, sind keine durchschlagenden Erfolge vorzuweisen. Denn der Kampf gegen die Korruption besaß bislang keine wirkliche Priorität. Dies könnte sich angesichts der anstehenden Strukturreformen in enger Abstimmung mit dem IWF tendenziell ändern. Der neueste Korruptionsindex CPI von Transparency International weist Ghana Platz 80 unter 180 Ländern zu bei einem Score von 41. Damit verschlechterte sich das Land um zwei Ränge, der Score blieb unverändert. 

Die COVID-19-Pandemie hat auch in Ghana beträchtliche soziale Einschränkungen und einen starken Wirtschaftseinbruch ausgelöst. Dies akzentuierte die erheblichen Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit hinsichtlich einer sozialen und marktwirtschaftlichen Wettbewerbsordnung. 

So haben die Ratingagenturen Moody’s (Caa2) und Fitch (CC) Ghana als Hochrisikoland bzw. als drohender Kreditausfall heruntergestuft (Okt. 2022). Die interne und externe Verschuldung, die sich in etwa die Waage halten, ist zur Jahresmitte 2022 auf mehr als 84 Prozent des BIP gestiegen. Die Schuldenbedienung dürfte im Jahr 2022 mehr als 6,5 Mrd. USD betragen. 

Die Inflationsrate liegt bei 37 Prozent (September 2022); das Haushaltsdefizit beläuft sich für 2022 auf fast zehn Prozent des BIP und ist etwa doppelt so hoch wie die seit 2018 geltende gesetzliche Höchstgrenze von fünf Prozent; zugleich beträgt das Wirtschaftswachstum etwa fünf Prozent – ein Anzeichen leichter Erholung. Der Wechselkurs hat aber im laufenden Jahr gegenüber dem Dollar die Hälfte seines Wertes verloren (Stand Okt. 2022). Die Militärausgaben liegen unterhalb der Marke von einem halben Prozent des BIP. 

Trotz des Land Act (2020, Act 1036), der mehr als ein Dutzend z.T. uralte und widersprüchliche gesetzliche Vorschriften novellierte, bleibt das Thema Landreform auf längere Sicht eine Herausforderung. Denn es bestehen im Rahmen des Chieftaincy-Systems komplizierte, schwer durchschaubare Eigentumsverhältnisse, Nutzungsrechte, Nutzungsbedingungen und zeitgebundene Überlassungsrechte. Etwa ein Fünftel des Grundeigentums ist in staatlichem Besitz. Die Etablierung der Büros der Land Commission in den sechs neuen Regionen deutet an, das strukturell unterentwickelte Katasterwesen zu reformieren, um Eigentumsverhältnisse gerichtsfest dokumentieren und Grundsteuern durchsetzen zu können. 

Angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit, des relativ hohen Bevölkerungswachstums von knapp über zwei Prozent (2021) und des wachsenden Energieverbrauchs sind selbst mittelfristig nur schrittweise Erfolge zu erwarten, um nachhaltige Produktions- und Konsummuster zu fördern. In der vergangenen Legislaturperiode waren die angekündigten drastischen rechtlichen Schritte (Vigilantism and Related Offences Act, 2019) im Kampf gegen Zehntausende von illegalen Goldschürfern und -schürferinnen (galamsey) weitgehend im Sande verlaufen. 

Außenhandel und Staatsverschuldung 

Ghana besitzt inzwischen den ‹Lower-Middle-Income Status›, was auf die positiven Veränderungen im Land in der ansonsten krisenanfälligen westafrikanischen Subregion hinweist. Ghanas Außenhandel konzentriert sich auf Südafrika, die EU, China, Indien, die USA und Vietnam. Der Handel mit den Nachbarländern ist nach wie vor bescheiden, doch gibt es inzwischen Bestrebungen, den Handel zu intensivieren. Sowohl Handels- als auch Leistungsbilanz sind negativ. Fast die Hälfte der Agrar- und Bergbauprodukte (Kakao, Edelhölzer, Gold, Erze, Erdöl), und das zu etwa gleichen Teilen, gehen nach Südafrika und in die EU. Mit beträchtlichem Abstand folgen Indien, die Arabischen Emirate und Vietnam. Dagegen kommen die meisten Importe (Maschinen und Fertigwaren) aus der EU, gefolgt von Einfuhren aus China und den USA. Mit weitem Abstand folgen Indien und Südafrika. Die deutsche Exportwirtschaft, vertreten u.a. durch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade & Invest und den Auslandshandelskammern, kürte Ghana neben Nigeria zu den Top-Exportmärkten in Westafrika. 

Die interne und externe Staatsverschuldung belief sich Ende 2019 auf etwa 63% des BIP, was einer Summe von 34 Milliarden US$ entspricht. Davon entfällt die Hälfte auf externe Schulden, was einen jährlichen Schuldendienst von etwa 2.4 Milliarden US$ nach sich zieht. Auch die ständig hohen Haushaltsdefizite erzeugen strukturelle Verwerfungen, die dann wiederum tiefgreifende Einschnitte in die Lebensumstände der großen Bevölkerungsmehrheit nach sich ziehen. Das Haushaltsdefizit 2019 lag bei sechs bis sieben Prozent, ein Defizit, das auch für das laufende Jahr 2020 erwartet wird. Erfreulicher fällt das Wirtschaftswachstum aus, das im Jahr 2019 mehr als sechs Prozent betrug, und die Inflationsrate lag zudem im gehobenen einstelligen Bereich. 

Kejetia Market in Kumasi

© Adam Jones (CC BY-SA 2.0)

Ghana ist seit jeher berühmt für seine Kente-Stoffe, die früher nur einer kleinen Oberschicht vorbehalten waren. Heute dagegen nutzen Ghanaer unterschiedlichster sozialer Schichten diese teuren Stoff fast ausschließlich zu besonderen Feierlichkeiten. Gegen Ende eines jeden Jahres findet in der Ashanti-Region das Bonwire Festival statt, das der Erfindung und Weiterentwicklung der Kente-Stoffe gedenkt. Die Kente-Stoffe erfreuen sich auch großer Beliebtheit in der großen westafrikanischen Diaspora in Großbritannien und in den USA. Einer der führenden ghanaischen Hersteller ist das Unternehmen Akosombo Textiles, das aber seit geraumer Zeit von kostengünstigen Fälschungen aus China herausgefordert wird. Die seit Jahren wachsende Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsmacht China zeigt nun deutlicher als zuvor auch die Schattenseiten. Dies gilt insbesondere für die ghanaische Textilindustrie. Denn es wird immer schwieriger, sich der chinesischen Konkurrenz zu erwehren, die ein Meister der Produktpiraterie ist und die für den Verbraucher kaum erkennbaren Kopien weit unter den sonst üblichen Preisen anbietet. 

Nun aber hat die ghanaische Regierung reagiert und eine hat eine Sonderkommission eingerichtet, die das Mandat besitzt, gefälschte Textilien zu beschlagnahmen und zu vernichten. Ob diese Maßnahmen nachhaltige Wirkungen zugunsten der ghanaischen Textilbranche erzeugen, ist umstritten. Deshalb versuchen ghanaische Unternehmen mit Hilfe der GoldKeys-Technologie, Fälschungen zu erkennen. Dabei soll ein mehrstelliger Code, der in das Markenlogo eingearbeitet ist, sicherstellen, dass sowohl Händler als auch Käufer prüfen können, ob es sich um ein Original oder um eine Fälschung handelt. Dazu braucht der Code nur per SMS an eine kostenfreie Telefonnummer geschickt werden, die wiederum umgehend die Echtheit bejaht oder verneint.

Übersicht zu den staatlichen Leistungen der wichtigsten bilateralen Partner 

© OECD: Aid at a glance charts by recipient 

Internationale Entwicklungszusammenarbeit

Seit dem Beginn des massiven Engagements des IWF und der Weltbank in der Frühphase der Rawlings-Ära Anfang der 1980er Jahre hat sich Ghana zum Modellfall der internationalen Gebergemeinschaft entwickelt. Die damalige Agenda besagte kurz und bündig, dass die Gebergemeinschaft über die notwendigen sozioökonomischen und politischen Instrumentarien verfügte, um tiefgreifende Transformationsprozesse initiieren und steuern zu können. Als historischer Zufall und Glücksfall fiel dem unterentwickelten und heruntergewirtschafteten Ghana die Rolle als Versuchslabor zu. Folgerichtig strömten zahlreiche einschlägige staatliche Entwicklungsagenturen wie UNDP, die britische DFID, die US-amerikanische USAID, das BMZ, die deutsche GIZ und KfW in das kleine Land an der Goldküste. Sie alle unterstützen Ghana bei der Umsetzung der SDGs. Darüber hinaus fanden auch nichtstaatliche Organisationen wie die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Konrad-Adenauer-Stiftung den Weg nach Ghana. Das Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Sitz im Senegal ist durch ihr Regionalprogramm vertreten. Und hinsichtlich der deutschen Präsenz spielt das Goethe-Institut eine ganz besondere Rolle, denn bereits seit 1961 widmet es sich in Ghana der Kultur- und Spracharbeit. Aber auch der DAAD und CIM sind wichtige Akteure der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die Zahl deutscher Akteure in der EZ mit Ghana spiegelt auch die vielfältigen Aktivitäten wider, die im Zentrum der letzten Regierungsverhandlungen im Oktober 2018 standen. 

Dort wurden die Schwerpunkte der deutschen EZ festgelegt, die sich auf die Dezentralisierung und Verbesserung der öffentlichen Finanzen, die Landwirtschaft und die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Berufsbildung bezogen. Über viele Jahre erhielt Ghana weit mehr als eine Milliarde US-Dollar jährlich an Official Development Assistance (ODA). Inzwischen ist die Summe auf knapp 900 Millionen US-Dollar gesunken. Diese Summe entspricht 1.2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts BIP. 

Jenseits der politischen Bildungsarbeit in Ghana hat sich der Aktionsradius deutscher Institutionen erheblich erweitert, was viel mit dem Vorbildcharakter des Landes in Westafrika zu tun hat. So besteht eine Langzeit-Kooperation zwischen dem Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg und der Universität Kumasi im Bereich Malaria-Bekämpfung. Das Land Nordrhein-Westfalen engagiert sich u.a. mittels der Universität Dortmund mit dem englischsprachigen Programm SPRING für angehende Regionalentwickler und Verwaltungswissenschaftler. Im Mai 2016 verlängerte NRW seine Kooperation mit Ghana, wobei u.a. die Universität Aachen beim Aufbau einer Arbeits- und Umweltmedizin eingebunden ist. 

MIASA Executive Council © MIASA 2019

Kreative Mittagspause © Susanne Lind 2018 

Anlass ist die riesige Elektroschrotthalde in Agbogbloshie, die schwere gesundheitliche Schäden verursacht. Darüber hinaus unterstützt die Sparkassenstiftung die ghanaische Co-operative Credit Union Association beim Aufbau einer Akademie. Und das in Bonn ansässige Zentrum für Entwicklungsforschung ZEF kooperiert seit Jahren mit der University of Ghana und betreut mit dem Institute of Statistical Social and Economic Research (ISSER) Studiengänge am Ghanaian German Center for Development Studies (GGCDS).  Das Africa Centre für Transregional Research (ACT) an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität ist ein Ende 2019 gegründeter fächerübergreifender Verbund von Forschungsinstituten sowie einzelner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Im Rahmen von Eucor – The European Campus ist eine enge Zusammenarbeit mit der Universität Strasbourg/Frankreich und dem Zentrum für Afrikastudien an der Universität Basel/Schweiz geplant. Der Fokus der Forschung liegt auf Regionen übergreifenden Studien mit afrikanischem Bezug. Das Zentrum wird Forschende aus Afrika nach Freiburg einladen, damit diese zusammen mit hiesigen Wissenschaftlern mit globalen Herausforderungen wie Migration oder der ökologischen Transformation untersuchen.

Darüber hinaus sind die Albert-Ludwigs-Universität und das Arnold Bergstresser Institut (ABI) dank des Maria Sibylla Merian Institute for Advanced Studies in Africa (MIASA) in Ghana bereits gut vernetzt: Das 2018 vom Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS), dem ABI und der Universität Ghana – Legon vor den Toren Accras – sowie der Universität Frankfurt mit dem Zentrum für interdisziplinäre Afrikaforschung und dem Netzwerk Point Sud, dem Deutschen Historischen Institut Paris/Max Weber Stiftung sowie dem Institute of African Affairs des German Institute of Global and Area Studies in Hamburg initiierte internationale Forschungskolleg wird ab September 2020 für sechs Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt knapp zwölf Millionen Euro unterstützt.  

Gemeinsam mit Deutschland gehören die USA, Großbritannien, Dänemark, Niederlande, Kanada und Japan zu den wichtigsten bilateralen Entwicklungspartnern Ghanas. Doch unübersehbar strebt nun auch China im Rahmen seiner langfristig und strategisch angelegten Afrika-Initiative an die Goldküste, wo sich die neue Macht aus Asien besonders in der Ölförderung engagiert. Mehrere Tausend Chinesen leben und arbeiten in diesem Kontext in Ghana, und deren illegale Aktivitäten im Kleinhandel und mehr noch in der Goldförderung erzeugen inzwischen rechtliche und diplomatische Probleme. Als Investor ist China ein gern gesehener Gast, und etliche ghanaische Händler lernen inzwischen Mandarin, um ihre Geschäftsmöglichkeiten mit dem Fernen Osten auszubauen. Dies eröffnet aber auch chinesischen Großhändlern in der Metropole Accra neue Möglichkeiten, vor denen sich jedoch ghanaische Produzenten zu fürchten beginnen. 

Mitglieder der Ehrenformation des Kofi Annan International Peace Keeping Training Centre © 

MSG Montigo White (public domain photograph from defenseimagery.mil.) 

Kofi Annan bei einem Treffen der Action Group on Syria 2012 in Genf. Kofi Annan diente von 1997 – 2006 als UN-Generalsekretär © public domain US Mission in Geneva. 

Eine für Afrika enorm wichtige Institution ist das Kofi Annan International Peace Keeping Training Centre (KAIPTC), das seine Gründung auch dem besonderen Engagement der Deutschen Bundesregierung verdankt. Deutschland trägt seit der Gründung 2004 auch einen Großteil der Finanzierung dieser anerkannten Institution. Am 18. August 2018 verstarb Kofi Annan nach kurzer Krankheit im Alter von 80 Jahren in der Schweiz. Noch im April 2018 war er anlässlich seines 80. Geburtstags Gast in der BBC-Sendung Hard Talk gewesen. Der ghanaische Präsident Akufo-Addo ordnete eine einwöchige Staatstrauer an, in der die Staatsflagge in Ghana und bei allen Auslandsvertretungen auf halbmast gesetzt wurde.

Street Scene in Ghana 

© Ben Sutherland (CC BY 2.0) 

Ghana ist ein multiethnisches Land, in dem die Akan-Völker in Frieden leben

© H Bergstresser & D Lis

Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches im Netz eingestellt wurde. Verfasser ist Heinrich Bergstresser. Er wollte die Bilder noch senden.